Die Geschichte von Diesbar-Seußlitz erleben – mit Feriendienst und Tourist-Information

Bedeutung erlangte Diesbar-Seußlitz schon zur Bronzezeit (um 1200 v. Chr.) Es entstanden Höhenburgen mit Wallanlagen, die zur Sicherung des Handelsweges mit Elbquerung an der „Rauen Furt“ dienten. Das 18 ha große Plateau „Goldkuppe“ oberhalb der Ortslage wird heute überwiegend zum Weinanbau genutzt.
 
Ein 2006 angelegter archäologischer Lehrpfad zur/auf der Höhenburg Goldkuppe mit Lehrtafeln lässt Sie in die Bronzezeit eintauchen. Die historischen Spuren sind heute noch sichtbar. Eine Ausstellung zu den drei Höhenburgen können Sie im Haus des Gastes besichtigen.
 
Der historische Ortskern von Seußlitz hatte seine Ersterwähnung im Jahr 1205. Von 1255-1268 nutzte Markgraf Heinrich der Erlauchte Seußlitz als Jagdresidenz und 1268 bestimmte der Markgraf seine Curia (Markgrafen-hof) zum Kloster des Klarissenordens. Nach Auflösung des Klosters im Zuge der Reformation erfolgte 1545 der Umbau zum Wohnschloss und ab 1722 der barocke Umbau der gesamten Schlossanlage.
 
Heute sind davon noch erhalten:
  • Schloss, Auszugshaus und Teile des Rittergutes (privat), Schlosspark (privat, aber jederzeit öffentlich begehbar),
  • Schlosskirche-Erbauer George Bähr & der historischer Friedhof mit Grabdenkmalen (April – Oktober geöffnet),
  • Schlossweinberg mit steiler Weinbergtreppe zur Luisenburg (privat, öffentlich begehbar, toller Blick über den hist. Ortskern, ins Elbtal und in den Seußlitzer Grund),
  • Weinberghaus Luisenburg (privat),
  • Heinrichsburg mit der Sandsteinfiguren-Treppe und Aussichtsplattform (Vereinsdomizil, Weinbau-ausstellung, ab Ende Mai sonntags 14-17 Uhr geöffnet),
  • Weinpressenhaus mit Malzdarre (heute Haus des Gastes mit  Ausstellungen, Standesamt und Tourist-Information, April – Oktober geöffnet),
  • Schlosspark (seit 2001 in Privatbesitz, frei zugängig, Parkengel pflegen den Landschaftspark, französische Gartenteil mit den barocken Elementen, englischer Gartenteil mit wertvollem Baumbestand und Schlossteich, Parkbänke laden Sie zum Verweilen ein).
1880 begann in Diesbar und Seußlitz die Entwicklung zur „Sommerfrische“ für Städter und wurde von Leipziger Bürgern gefördert. Die Ferneisenbahn Leipzig-Dresden (mit Halt in Riesa) und der Ausbau der Dampf-schifffahrt (mit HALT in Riesa, Seußlitz und Diesbar) brachten regelmäßig Gäste aus den Städten und dem Umland nach Diesbar und Seußlitz. Der Busverkehr bediente erstmals 1926 sowohl Diesbar als auch Seußlitz. Der bis zur Elbe hineinragende Steinbruch „Böser Bruder“ trennte bis zur Sprengung 1937 die Dörfer Diesbar und Seußlitz. Durch die große Sprengung entstand eine elbnahe Straßenanbindung zwischen Diesbar und Seußlitz. Die Orte waren bis dahin nur über den Hochwasserweg und die Zufahrt durch den Seußlitzer Grund verbunden. Diese älteste Zufahrt (laut Urkunde von 1300) wurde vor ein paar Jahren wieder freigelegt und ist als Wanderweg „Tiefer Weg“ begehbar. Die neue Straßenzufahrt/Wanderweg im Seußlitzer Grund „Radewitzer Straße“ wurde erst 1937-39 gebaut.
 
Sie können auch heute noch mit dem Dampfschiff in der Saison einmal täglich außer montags von Dresden bis zur Endstation Seußlitz und zurück nach Dresden fahren. Diesbar-Seußlitz ist an den öffentlichen Nahverkehr (Buslinie 407) zwischen Meißen und Nünchritz gut angebunden. Eine Weiterfahrt ist mit Bus und Bahn möglich.
 
Vor dem Krieg und bis Anfang 1960 kamen die Gäste mit Fahrrädern und per Bus oder Schiff.
Es gab überall Fahrrad-Einstellstationen. Nach 1992 entstand ein Parkplatzproblem für Pkws.

1996 konnte der Elberadweg in den Elbweindörfern eingeweiht werden und 10 Jahre später wurde ein großer öffentlicher Parkplatz mit Rastplatz direkt am Elberadweg gebaut.
 
Den Elberadweg können Sie heute von der Quelle bis zur Mündung durchgängig befahren. Da der Elberadweg in den Elbweindörfern beidseitig besteht, können Sie diesen als Rundweg nutzen. Ausgangspunkt für viele Rad- und Wandertouren ist der öffentliche Parkplatz mit Caravan-Stellplätzen und MietOn-Radverleih.
 
Zahlreiche Ausflugsgaststätten, die Villa Ahlemann (heute Löwenvilla genannt) mit Park, Wasserfall, Sonnen-terrasse und Konzertsaal sowie ein Höhenwanderweg entstanden ab 1880. Das noch heute bestehende Gasthaus „Zum Roß“ wurde allerdings schon 1726 erwähnt und dürfte noch älter sein. Treppenstufen zur „Schönen Aussicht“ und Wanderwege führten die Gäste auf die Hochebene mit dem Blick ins Elbtal. Beliebt war auch die Aussichtsterrasse auf dem Bösen Bruder mit dem Wetterpilz.
 
Auf diesen Höhenwegen über die Weinberge mit dem tollen Blick ins Elbtal können Sie heute noch wandern, nur die Terrasse auf dem „Bösen Bruder“ ist seit der Sprengung des Granitfelsens nicht mehr vorhanden. Ein neues Ziel auf einem Höhenweg ist die „Schönste Weinsicht Sachsens 2020“ mit dem Blick über die Weinterrassen ins Elbtal.
 
1972 wurde eine Freilichtbühne im Schlosspark gebaut und 1974 entstand im „Seußlitzer Grund“ ein Gondelteich mit Staumauer. Leider musste der Gondelbetrieb mangels Nachfrage vor einigen Jahren eingestellt werden.
 
Der „Seußlitzer Grund“ ist seit 1960 Naturschutzgebiet und heute FFH-Gebiet mit besonderem Schutz. Wanderwege führen durch dieses wald- und wasserreiche Naturschutzgebiet. Die Wanderwege werden nur noch freigeschnitten und das Altholz verbleibt im Wald. Auch der Gondelteich soll „der Natur zurückgegeben“ werden.
 
Der Begriff „Heiratsmarkt“ ist eng mit Diesbar-Seußlitz verknüpft. Die Idee eines Heiratsmarktes soll aus der Zeit von 1880 stammen. Die Legende berichtet, dass bei der Auflösung des Klosters 1541 zu Himmelfahrt ein Markt stattgefunden haben soll, um die Nonnen zu verheiraten.
Nachdem dieses Volksfest vorübergehend durch die Abschaffung des Feiertages Christi Himmelfahrt zu DDR-Zeiten stagnierte, wurde 1991 (450 Jahre nach der Klosterauflösung)  diese Heiratsmarktidee zu Himmelfahrt wieder aufgegriffen und in kleinem Rahmen durchgeführt. Ab 1992 kamen wieder Tausende Gäste und ab dann wurden die weithin bekannten „Trauungen für einen Tag“ vollzogen. Diesbar-Seußlitz und der Heirats-markt waren weithin bekannt.
 
Der Heiratsmarkt als Volksfest kann u.a. aus Gründen der Sicherheit und der Ortsdurchfahrtprobleme auf Straße und Elberadweg leider nicht mehr weitergeführt werden. Jetzt haben sich auch Familien diesen freien Tag zurückerobert und genießen die entspannte Atmosphäre und die Angebote zu Himmelfahrt in Diesbar-Seußlitz.
 
Standesamtliche Trauungen & kirchliche Hochzeiten sind weiterhin in Diesbar-Seußlitz möglich, jedoch nicht nur für einen Tag!
 
1923/25 fand das 1. Schützen- und Winzerfest in Diesbar-Seußlitz statt.
 
Auch heute noch können Sie die jährlichen Schützen- und Weinfeste im August und September besuchen.
 
1951/52 wurde der Weinbauverein gegründet, um die Kulturlandschaft Elbweindörfer, insbesondere den Terrassenweinbau zu pflegen und zu erhalten.
 
Der Weinanbau gehörte schon seit der Klosterzeit zu Diesbar-Seußlitz. 1272 übereignete Heinrich der Erlauchte dem von ihm gegründeten Klarissenkloster einen Weinberg „Closterberg“, den heutigen Schloss-weinberg. Damit begann der nachweisliche Weinanbau. Mit dem Terrassenweinbau wurde 1604 begonnen. Obwohl Diesbar-Seußlitzer´ Reben nicht von der Reblaus betroffen waren, wurde auch hier auf reblaus-resistente Pfropfreben umgestellt. Reinhold Bahrmann pflanzte 1907 auf seinem Weinberg in Diesbar-Seußlitz erstmals reblausresistenten Pfropfreben der Sorten Riesling, Silvaner, Ruhländer und Spätburgunder. Zudem führte er auf seinem Weinberg auch die Drahtrahmenerziehung ein und verbannte das Gemüse als Zwischenfrucht aus dem Weinberg. 1959 begannen umfassender Aufrebungsarbeiten auf und an der Goldkuppe durch VEG Weinbau Radebeul (heute Sächsisches Staatsweingut GmbH, Schloss Wackerbarth). Private Winzereien entstanden. Heute gehört der Weinanbau zum Landschaftsbild von Diesbar-Seußlitz.
 
Auf den Rundwanderwegen können Sie den Weinanbau hautnah erleben und auf Tafeln des Geschichts- und Weinlehrpfades sowie auf informativen „Buchseiten“ interessante Details dazu nachlesen. Ein Wohnstalldoppelhaus – ein herrschaftliches Winzerhaus, welches um 1742 erbaut wurde – ist ein Denkmal bäuerlicher Volksbauweise und ist noch heute am Brummochsenloch in Diesbar von außen zu besichtigen (privat, nicht mehr begehbar).
 
1968 – zur 700 Jahr-Feier des Weinbaus wurde in Diesbar-Seußlitz die erste Weinkönigin der DDR (auch 1. Ortsweinkönigin) gekürt und damit begann das Privileg der Ortsweinköniginnen in Diesbar-Seußlitz, welches heute noch anhält. Ihr zur Seite steht der ortsansässige Bacchus.
 
Zu Weinfesten und anderen Veranstaltungen können Sie unsere Ortsweinkönigin zusammen mit dem Bacchus treffen.
 
1992 erfolgte die feierliche Einweihung der „Sächsische Weinstraße“.
 
Die 55 km lange Route von Pirna nach Diesbar-Seußlitz führt Sie vorbei an Weinlagen und kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten.
 
Der „Sächsische Weinwanderweg“ wurde 2004 eröffnet.
Er führt Sie auf 6 Etappen von Pirna nach Diesbar-Seußlitz. 2020/21 erhielt der Sächsische Wein-wanderweg neue Markierungen und 10 Audioguide-Stationen mit Geschichten zur Sächs. Weinkultur (z.B. an der Heinrichsburg in Diesbar-Seußlitz). Weitere Beschilderungen und Informationstafeln folgen demnächst.
 
Der Zusammenschluss der Gemeinden Diesbar und Seußlitz zum jetzigen Diesbar-Seußlitz erfolgte 1952. Seit 2003 ist Diesbar-Seußlitz einer von 11 Ortsteilen der Gemeinde Nünchritz.
 
Etwa 1954 erhielt Diesbar-Seußlitz das Prädikat Staatlich anerkannter Erholungsort. Dieses Prädikat wurde mit Auflagen 2011 verteidigt.
 
Von 1948-1989 bezieht der FDGB den Ort Diesbar-Seußlitz in den Feriendienst ein. Etwa 200 Urlauber kamen im 14-tägigen Rhythmus nach Diesbar-Seußlitz (z.B. 1975 ca. 3000 Urlauber).
 
1960 wurde ein Dorf-Club gegründet, der bis zur Wende Organisator der Kulturarbeit im Ort war.
 
Die Kurverwaltung arbeitete seit 1948 mit Beginn des FDGB-Feriendienstes in Diesbar-Seußlitz bis zur Wende 1991 und war eine Zweigstelle der Kurverwaltung Sächsischen Schweiz. Für die Gästevermittlung und das Marketing der Elbweindörfer war künftig das Fremdenverkehrsamt zuständig. Die Vermieter gründeten 1991 den Fremdenverkehrsverein „Sächsische Elbweindörfer e.V.“
 
Neben der Kurverwaltung gab es noch den 1972 gegründeten Zweckverband „Erholungswesen Diesbar-Seußlitz“ zur finanziellen Unterstützung des Urlaubs- und Fremdenverkehrs. Mit diesem Zweckverband wurden touristische Projekte umgesetzt. 1996 wurde der Tourismuszweckverband „Sä. Elbweindörfer“ gegründet. Die Zusammenarbeit der Elbweindörfer Diesbar-Seußlitz, Hirschstein und Diera-Zehren im Tourismuszweckverband (TZV) endete 2004. Dieser TZV führte bis dahin auch die Tourist-Information in Diesbar-Seußlitz.
 
2005 übernahm der Fremdenverkehrsverein (FVV) Sächsische Elbweindörfer e.V. die Tourist-Information. Seit 2008 kehrte diese wieder ins „Haus des Gastes“ zurück und wurde vom FVV und der Gemeinde Nünchritz gemeinsam betrieben. 2015 übergab der FVV die Tourist-Information komplett in die kommunale Verant-wortung der Gemeinde Nünchritz. Der Fremdenverkehrsverein firmierte sich 2016 neu in „Tourismusverein der Sächsischen Elbweindörfer e.V.“ und nimmt seitdem andere touristische und kulturelle Aufgaben wahr.
 
Die Gemeinde Nünchritz ist Mitglied im Tourismusverein, im Tourismusverband Dresden-Elbland e.V.“ und im Leadergebiet für Regionalentwicklung „Elbe-Röder-Dreieck e.V.“, die die touristischen Arbeiten im Gemeindegebiet Nünchritz unterstützen.
 
Besuchen Sie uns in der Tourist-Information. Wir beraten Sie gern und halten umfangreiches Info-Material und Wander-/Radkarten für Sie bereit.
 
Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt in Nünchritz, OT Diesbar-Seußlitz. Tauchen Sie ein in die besondere Historie, aber genießen Sie auch die jetzigen Angebote, den Wein und die Ruhe der Natur.
 
Quellen: Erholungsentwicklungskonzept für Diesbar-Seußlitz, Gem. Nünchritz 2010,
              Festschrift zur 800 Jahr Feier von Diesbar-Seußlitz, Herausgeber Weinbaugemeinschaft D.-S.
              Berichte von Zeitzeugen